Einladung zur Vortrags- und Diskussionsveranstaltung
Referent: Jürgen Lloyd, Krefeld
Samstag, 16. September 2017, 16 Uhr
Freidenker-Zentrum, Bayenstraße 11, 50678 Köln
(erreichbar mit der KVB- Bahn-Linie 15 u. 16 Haltestelle “Ubierring”
bzw. KVB-Bus-Linie 133 Haltestelle “Rheinauhafen”)
Das Manuskript des Vortrags ist hier dokumentiert
Die Frage „Was ist Faschismus?“ ist mit sehr unterschiedlichen Ansätzen und ebenso unterschiedlichen Antworten behandelt worden. Die bekannteste – und auch heute noch zu Recht Gültigkeit beanspruchende – Antwort wurde von der Kommunistischen Internationale gegeben mit ihrer Charakterisierung des Faschismus an der Macht als „offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals“.
Interessanterweise steht der intensiven Beschäftigung mit der Frage nach dem Charakter des Faschismus keine vergleichbar ausgeprägte Beschäftigung mit der Frage zur Seite, was denn Antifaschismus sei.In der Zeit der Weimarer Republik, während des Faschismus in Deutschland und auch in den Jahren nach 1945 hat sich für die Kommunistinnen und Kommunisten die Frage nach dem Charakter von Antifaschismus nicht (oder kaum) gestellt. Er war unmittelbar verstanden als Bestandteil des eigenen revolutionären Kampfes, der sich mit der Abwehr und Bekämpfung des brutalsten Gegners – des Faschismus – beschäftigt. Dieser Selbstgewissheit scheint angesichts der Schwäche der kommunistischen Bewegung die Grundlage – nämlich der revolutionäre Kampf – abhanden gekommen zu sein.
Eine antifaschistische persönliche Haltung kann sich aus einer großen Breite von Motiven speisen. Humanistische, religiöse, demokratische, liberale, pazifistische und andere Überzeugungen können hier zum Ausdruck kommen. Solche Ansätze sind in unserer antifaschistischen Praxis zu berücksichtigen und positiv aufzugreifen. Die Beschreibung unterschiedlicher individueller Motive ist aber kein Ersatz und entlastet uns nicht von der Aufgabe, Funktion und Charakter des Antifaschismus zu analysieren und zu bestimmen.
Der Vortrag will versuchen, einen marxistisch begründeten Begriff von Antifaschismus zu entwerfen und diesen und natürlich auch dessen praktisch-politische Konsequenzen zur Diskussion stellen.
Jürgen Lloyd (Jg. 1964), studierte Philosophie, Politik und Germanistik und arbeitet als selbständiger IT-Berater. Er war Leiter der Karl-Liebknecht-Schule der DKP und Leiter der Antifakommission des Parteivorstands der DKP.