Nehmen Sie Ihren Zensur-Versuch gegen Ken Jebsen zurück!

Offener Brief an den Berliner Kultursenator Lederer

Guten Tag Herr Lederer,

In Ihrer Funktion als Berliner Kultursenator haben Sie in Bezug auf den Journalisten Ken Jebsen, dem in diesem Jahr der Karls-Preis für engagierte Literatur und Publizistik verliehen wird, am 13. November 2017 per Twitter verbreitet:

(Der Preisträger sei) „durch offen abgründigen Israelhass, die Verbreitung typisch antisemitischer Denkmuster und kruder Verschwörungstheorien in Erscheinung getreten …
Ich bin entsetzt, dass ein Kulturort in Berlin diesem Jahrmarkt der Verschwörungsgläubigen und Aluhüte eine Bühne bietet. Vom Geschäftsführer des Kinos Babylon würde ich mir angesichts dessen die Courage wünschen, zu sagen: Als Plattform für diesen Wahnsinn stehen wir nicht zur Verfügung.“

Diesen Twitter-Ausschnitt habe ich der Ausgabe Nr. 153 des Ça ira, herausgegeben von Diether Dehm, Wolfgang Gehrcke und Christiane Reymann, entnommen.
Am 13. November stornierten die Betreiber des Babylon die geplante Veranstaltung zur Preisverleihung wegen nicht näher definierter ‚Sicherheitsbedenken‘.

Und nun zuerst meine Frage an Sie, Herr Lederer. Ist die zitierte Twitter-Äusserung tatsächlich von Ihnen?. Wenn nein, dann ist es sicherlich in Ihrem Interesse, dies öffentlich zu dementieren.
Wenn ja, dann werden nicht nur einige Wähler der Partei, für die sie das Amt des Kultursenates ausüben, ein Problem mit Ihnen haben. Denn Sie fällen hier Urteile über einen Journalisten, ohne Belege anzuführen. Wir vermuten, dass Sie hier das Vokabular der sogenannten ‚Antideutschen‘ ungeprüft übernommen haben. Ein Besuch auf der Seite des von Ihnen beschimpften Jounalisten ist da vielleicht hilfreich:https://kenfm.de/
Und vor allem: dieses Medienportal bietet allen Interessierten die Möglichkeit, sachlich und auf gleicher Augenhöhe miteinander zu diskutieren. Diese Form des öffentlichen Diskurses wird auch und insbesondere von einer Partei erwartet, die sich auf Rosa Luxemburg beruft.
Und nun zur spannenden Frage: warum haben die Betreiber des Babylon die geplante Preisverleihung abgesagt?. Es ist bekannt, dass die Einrichtung ohne die Zuwendungen des Kultursenates nicht lebensfähig wäre. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Ihrer Twitter-Meldung und der Stornierung? Wenn ja, so sollten Sie Ihre Arbeit als Kultursenator überdenken. Sie verbreiten per Twitter Werturteile im Boulevard-Stil und Sie üben mittels Ihres Amtes Druck auf eine Kultureinrichtung aus, um Ihnen nicht genehme Veranstaltungen zu verhindern. Diese Haltung kann Machtmissbrauch genannt werden, zumindest aber verletzt Sie eine Ihrer elementaren Aufgaben: die Sicherung der Meinungsfreiheit.
Stattdessen folgen Sie augenscheinlich dem allgemeinen Trend, engagierte Berichterstattung aus dem öffentlichen Diskurs mittels leichtfertig gefällter Urteile auszublenden.
Der Bundesverband des Deutschen Freidenker-Verbandes sowie explizit die Landesverbände Berlin und NRW unterstützen die Verleihung des Karls-Preises an den Journalisten Ken Jebsen.
Sollten die oben dargestellten Äusserungen Ihrerseits der Wahrheit entsprechen, dann fordert Sie der Landesverband NRW auf, als Kultursenator Ihren Versuch der Zensur zurückzunehmen, so dass die Preisverleihung am 14. Dezember 2017 im Babylon stattfinden kann.

Brigitte Streicher
Vorsitzende des Landesverbandes NRW des Deutschen Freidenkerverbandes

Siehe auch:

Ullrich Mies, Torhüter der einzig möglichen Ordnung – Säuberungs-Senator Lederer wirft sich schützend vor die Fassadendemokratie.

Wolfgang Bittner, Der Berliner Babylon-Skandal – Kultursenator Lederer boykottiert Preisverleihung

Mathias Bröckers, Kultursenator zieht Rufmord vom Leder….Und schießt sich ins Knie.

Diether Dehm, Wolfgang Gehrcke, Christiane Reymann, BITTE HELFT, ZENSUR ZURÜCKZUWEISEN –   EMPÖRT EUCH!

Andreas Wehr, Solidarität mit Ken Jebsen!