Verleumderische Angriffe gegen die Nahost-Korrespondentin Karin Leukefeld

Stellungnahme des Frankfurter Solidaritätskomitees für Syrien

Es ist eine traurige Wahrheit, dass die offizielle Kriegshetze gegen Syrien und seine Regierung einen Teil der Linken und Friedensbewegung in Deutschland erfasst hat und aus einigen ‚pazifistische’ Befürworter einer imperialistischen Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes gemacht hat. Zu den wenigen deutschen Publizisten, die sich um sachliche Berichterstattung bemühen und eine Konflikt-Lösung durch Dialog mit der rechtmäßigen Regierung befürworten, gehört Karin Leukefeld, die aus Damaskus für linke Tageszeitungen wie „junge Welt“ und „Neues Deutschland“ berichtet. Ihre Reportagen und Interviews sind den hiesigen Machthabern offenbar ein Dorn im Auge. Also wurde versucht, eine Diffamierungskampagne gegen sie zu starten, und zwar in einer Art Zangenbewegung auf beiden Seiten des politischen Spektrums, erst von rechts und dann „links“.

Denunziation durch ein Medium der Kriegstreiber…..
Schon am 21. Februar 2012 erschien in der bürgerlichen Berliner Zeitung „Tagesspiegel“, die zu den deutschen Medien gehört, die die westliche Aggression gegen Syrien befürworten, ein Artikel unter dem Titel „Mit Assads Duldung – ‚Ich kann weitgehend frei berichten’“ http://www.tagesspiegel.de/medien/mit-assads-duldung-ich-kann-weitgehend-frei-berichten/6229084.html Der Autor, ein gewisser Matthias Meisner, findet es „bemerkenswert, dass sich zwei deutsche Tageszeitungen aus dem linken Spektrum, das ‚Neue Deutschland’ (ND) und die ‚Junge Welt’, mit Karin Leukefeld eine Korrespondentin leisten, die seit etwa zwei Jahren in Damaskus akkreditiert ist und auch in jüngster Zeit immer wieder nach Syrien reiste und von dort berichtete.“ Die rechte Zeitung legt ihren Lesern den Gedanken nahe, dass die linke Syrien-Korrespondentin Karin Leukefeld „sich womöglich zuweilen zum Handlanger des Regimes macht.“ Denn, so die Begründung: „Im Sommer warfen Exil-Syrer ihr vor, sie rühre für Assad und seine Regierung ‚die Werbetrommel’, unterstütze ein ‚blutiges, die Menschenwürde mit Füßen tretendes Regime’“.  Sie bemühe sich, so die Zeitung, „zwar um gewissen Abstand zu Assad.“ Doch Meisners Verdammungsurteil lautet: „Nie aber erscheint der syrische Staatschef als Diktator, der die Opposition im Land brutal unterdrückt. Für sie ist er eher eine ‚tragische’, an eigenen Reformvorhaben gescheiterte Figur.“

….und von Seiten eines angeblich „linken“ Magazins
Sieben Monate später erscheint in dem Magazin „GEHEIM“, das sich als radikal links, geheimdienstkritisch und anti-imperialistisch präsentiert, in der Ausgabe Nr. 3/2012 vom 31. Oktober 2012 ein Artikel über „Die Freie Syrische Armee und ihre Handlanger im linken Spektrum der BRD“. Der Artikel konzentriert sich insbesondere auf das Mitglied der syrischen Opposition, Michel Kilo und die ihm von linken Medien und Organisationen in Deutschland gebotenen „medialen Podien“. Doch im letzten Absatz unter der Zwischenüberschrift „Kein Unbekannter” zeigt sich die eigentliche Stoßrichtung: „….in der BRD finden Kilos unlautere und perfide Ergüsse seit längerem in den Tageszeitungen Neues Deutschland und junge Welt Gehör. Dafür trägt in erster Linie deren Nahost-Frontfrau, Karin Leukefeld Sorge.“ In der Pose des investigativen Journalismus fragt GEHEIM: „Wer ist diese Dame?“ Doch was zunächst mitgeteilt wird, entstammt dem vorstehend zitierten Tagesspiegel: Karin Leukefeld sei „Mitarbeiterin eines PDS-Bundestagsabgeordneten“ gewesen. Sie habe „Öffentlichkeitsarbeit für die GRÜNEN“ gemacht. Beides liegt Jahre zurück. Aber die Erwähnung der Grünen Partei, die seither zu einer Kriegspartei mutiert ist, die nicht nur die Aggressionen gegen Jugoslawien und Afghanistan unterstützt hat sondern auch alle ihre politischen Möglichkeiten für einen pro-westlichen Regierungswechsel in Syrien einsetzt, wird von GEHEIM dazu benutzt, den Leser auf die Denunziation von Leukefeld als Propagandistin der regierungsfeindlichen Opposition in Syrien einzustimmen. Der aus der rechten Zeitung übernommene Hinweis auf PDS und GRÜNE dient GEHEIM zu der aberwitzigen, entlarvend gemeinten Behauptung: „Das macht ihre guten Beziehungen zu genannten Medien und Organisationen erklärlich.“ Nach dieser Einleitung folgen die angeblichen Enthüllungen von GEHEIM: „auf dieser Basis war sie besonders in den letzten Monaten in der Lage, ihre Kontakte zu einem Netz linker und/oder sich links gebender Organisationen und Personen auszubauen. Dazu gehören u.a.: Initiativ e.V., der Friedensratschlag/ Friedensbewegung, die Wochenzeitung der DKP Unsere Zeit (UZ) oder lokale Initiativen. Überall dort findet man in Konsequenz Analysen und Berichte der sich mit einer linken Aura umgebenden Journalistin. Hinzu kommen immer wieder Auftritte in von solchen Organisationen getragenen Veranstaltungen.“ Schließlich folgt der Hammerschlag der Anklage: „Ein roter Faden lässt sich zudem in ihren publizistischen und anderen Aktivitäten finden: sie macht Leute wie Kilo oder das Nationale Komitee für Demokratischen Wandel in Artikeln oder durch entsprechende Interviews gerade in linken und friedensbewegten Kreisen immer bekannter. Diese stehen so in einem demokratischen, friedlichen Licht durchaus als Alternative zur Damaszener Regierung.“

GEHEIM auf der Seite von Assad?
Im restlichen Artikel distanziert sich GEHEIM von jenen, die von dem Magazin als „’Linke’ Front gegen Syrien“ bezeichnet werden. Erwähnt werden Elias Perabo und die internationale Kampagne „Adopt a Revolution“. Es folgen Hinweise auf außerhalb Deutschlands kaum bekannte Kräfte wie Rosa-Luxemburg-Stiftung, Teile von der „Partei die Linke“ und den GRÜNEN, linke Grüppchen wie „SAV“, „Marx21“ und „Initiativ e.V.“. Schließlich wird einer der Sprecher der organisierten deutschen Friedensbewegung erwähnt. Von sich selbst behauptet das Magazin hingegen, es gehöre „zu den wenigen Stimmen in der BRD“, die „sich auf die Seite der syrischen Bevölkerung und dessen Präsidenten Bashar Al-Assad stellen“. Doch jedem aufmerksamen Leser muss auffallen, dass die Orientierungslosigkeit eines Teils der Linken und Friedensbewegung im Syrien-Konflikt für GEHEIM nur Vorwand ist, ausgerechnet eine Journalistin zu denunzieren, die in der deutschen Medienlandschaft, die überwiegend auf Einmischung und Umsturzhetze eingestimmt ist, eine der wenigen Ausnahmeerscheinungen darstellt. Genau deshalb ist Karin Leukefeld im Februar von dem kriegstreiberischen „Tagesspiegel“ denunziert worden. Der Artikel über sie ist sogar wie ein Steckbrief mit ihrem Foto versehen, so wird sie für Assad-Gegner, einschließlich salafistischer Terroristen, auch als Person erkennbar gemacht. Und genau dies verschweigt GEHEIM seinen Lesern, obgleich sich das Magazin ausdrücklich auf den Artikel in dem bürgerlichen Blatt bezieht. Umso bedenken- und hemmungsloser hofft GEHEIM, die Journalistin als Protagonistin der regierungsfeindlichen Opposition bei jenen diffamieren zu können, die mit Syrien und seiner Regierung solidarisch sind. Allerdings hat sich das Magazin damit selbst ins Knie geschossen. Es hat sich und seine auf ein linkes Publikum berechnete Selbstdarstellung einmal mehr mit dankenswerter Klarheit Lügen gestraft. Da verwundert es dann kaum noch, dass es dieser angeblich auf der Seite von Assad stehenden Publikation nicht der Erwähnung wert ist, dass am 1. September 2012 in Frankfurt 2000 bis 3000 patriotische Syrer und andere Einwanderer aus der Region gemeinsam mit Aktivisten der deutschen Friedensbewegung, darunter der Vorsitzende des Deutschen Freidenker-Verbands, Klaus Hartmann, in einer machtvollen Demonstration auf die Straße gegangen sind, um ihre Solidarität mit Syrien und seiner rechtmäßigen Regierung zu bekunden.

GEHEIM, eine geheimdienstkritische, antiimperialistische Zeitschrift?
Um sich ein Urteil darüber zu bilden, welche Interessen durch die publizistische Tätigkeit von GEHEIM und seiner Herausgeber, Michael Opperskalski und Ingo Niebel, bedient werden, genügt es in Deutschland, ihre Aktivitäten innerhalb der deutschen Linken aufmerksam zu beobachten. Ihr hinterhältiger Versuch, die angesehene, mutige Journalistin Karin Leukefeld in Misskredit zu bringen, dürfte daher hierzulande kaum große Beachtung finden, auch wenn die Redaktion des Magazins auf öffentliche Aufmerksamkeit spekuliert, wie ihre Bemerkung erkennen lässt: „Wir werden deshalb sicherlich verunglimpft werden, machen jedoch weiter.“ GEHEIM kündigt an, „auch in dieser Sache weiter recherchieren, bohren, nachhaken“ zu wollen. Das allerdings muss sehr ernst genommen werden. Denn es ist vor allem in Betracht zu ziehen, welche Auswirkungen die Verleumdung der mutigen Journalistin im Konflikt-Gebiet haben könnte. Karin Leukefeld selbst hat oft genug bezeugt, wie objektiv berichtende Journalisten von den Aufständischen gezielt ermordet worden oder einfach zwischen den Fronten umgekommen sind. Was bezwecken die anonymen Autoren dieses verleumderischen Artikels? Und wer kann von Deutschland aus schon beurteilen, was jenes „GEHEIM-Büro für den Nahen Osten“, das das Magazin laut eigenem Impressum in Beirut/Libanon unterhält, eigentlich so treibt (Adresse: Berjawi Str., Bleibel Bldg., 3rd Floor , Leiter: Ali Akil Khalil, Ambassador for Peace and Human Rights). Die in dem Artikel dankenswerter Weise selbst offenbarte Vorgehensweise, legt den Schluss nahe, dass GEHEIM nicht anders als der bürgerliche „Tagesspiegel“ den Versuch unternimmt, die Arbeit einer objektiv aus Syrien berichtenden Journalistin zu sabotieren. Dabei hofft das Magazin anscheinend, auf Seiten der syrischen Regierungsstellen und der patriotischen Kräfte Syriens Verwirrung und Kurzschlussreaktionen auslösen zu können. In einer Redaktionsnotiz schreibt GEHEIM zum Schluss: „Wir haben diesem Artikel keinen Autor – auch nicht als Pseudonym – zugeordnet, weil er das Ergebnis einer kollektiven Recherche ist, die wir fortsetzen werden…..“ Die Andeutung, dass unbenannte, GEHEIM zu haltende Mitwirkende an der „kollektiven Reche“ beteiligt sind, könnte mehr Wahrheit enthalten, als die Autoren gerne öffentlich zugeben. Auf jeden Fall höchste Zeit, über die eigentliche Rolle von GEHEIM aufzuklären, nicht nur in Deutschland sondern vor allem in der arabischen Welt.

Für das Frankfurter Solidaritätskomitee für Syrien

Sebastian Bahlo

(Referent des Vorstands des Deutschen Freidenkerverbands für internationale Fragen und Solidarität)

Salim Tas
(Vorsitzender der Alawitischen Jugend in Deutschland – عصبة الشباب العلويين)

Quelle:“freiBRIEF“-Mitgliederinfo des Landesverbands NRW 2012 – 4