„Optimistische Tragödie“

DDR-Fernsehfilm, Regie: Manfred Wekwerth, nach dem Revolutionsstück von Wsewolod Wischnewski (1930)

Filmabend in der Griechischen Gemeinde, Josefstr. 19, 53111 Bonn
15. Dezember 2010

Über Larissa Reissner, das Urbild der Hauptfigur, der im Film auftretenden Kommissarin, schreibt der Regisseur Manfred Wekwerth in „Ossietzky“  : Sie „war 1920 auf den Schiffen der Roten Wolga-Flotte als politische Kommissarin eingesetzt. Wischnewski, damals selber roter Matrose, hatte sie in den Kämpfen gegen die drohende Einkreisung durch die Weißen und die ausländischen Interventen kennengelernt.

Sie, die Petersburger Intellektuelle aus großbürgerlichem Haus, wurde von den Matrosen nicht nur akzeptiert, sie wurde geradezu verehrt wegen ihres Mutes, ihrer Einfühlsamkeit, ihrer Bescheidenheit und wegen ihrer Konsequenz. Unter härtesten Bedingungen des Bürgerkrieges legte sie Wert darauf, immer als Frau zu erscheinen; selbst bei den Kämpfen soll sie stets eine frische weiße Bluse getragen haben. Zudem war sie eine sehr schöne Frau. Als sie 1926 an Tuberkulose starb, hinterließ sie eine Reihe von Büchern. Das bekannteste ist »Oktober«“.

Und Wekwerth fährt fort: „Eine Fernseh-Dokumentation von Arte, die kürzlich in Vorbereitung auf den 90. Jahrestag der Oktoberrevolution ausgestrahlt wurde, widmete sich auch der Person von Larissa Reissner. Dargestellt von einer mittelmäßigen Schauspielerin von ungewöhnlicher Häßlichkeit, erlebt der Fernsehzuschauer ein fanatisiertes weibliches Wesen, das in ledernen Männerkleidern mit vorgehaltenem Revolver Matrosen zwingt, die von der fliehenden Zarenfamilie auf der Wolga zurückgelassene Yacht zu entern, um das Schiff nach dem Schmuck der Zarin zu durchwühlen. Als sie den Schmuck endlich findet, hängt sie ihn sich sofort um den Hals und betrachtet sich, nun selbst »rote Zarin«, triumphierend im Spiegel, in den sie zu guter Letzt noch mit einem erbeuteten Diamantring zynisch das Datum ihres Beutezuges einritzt. Zum besseren Verständnis erläutert die Stimme eines Kommentators, daß dies alles auf Befehl Lenins geschieht, der am 7. Oktober 1917 mit einigen Kumpanen in Petersburg putschte, um von hier aus das ganze Land mit Unrecht zu überziehen.

Heute die »Optimistische Tragödie« wieder zu zeigen, ist einfach ein Gebot der Wiederherstellung der Wahrheit.“